Was Harald Schmidt sich im Ruhestand gerne im Fernsehen anschaut
02.10.2016 •«Vielleicht kann ich ja der einen oder dem anderen von Ihnen eine Anregung geben, wenn ich Ihnen verrate, was ein Hobby von mir ist, was ich so in letzter Zeit entwickelt habe: Ich schau mir wirklich sehr, sehr, sehr gerne Trauerfeiern an im Fernsehen. Das ist – ich bin ja jetzt im Ruhestand und es ist meistens so gegen zehn, elf Uhr morgens, schön mit’m Käffchen, noch im Bademantel –, das ist wunderbar, weil es hat sowas Endgültiges und man kriegt ja auch’n Überblick: Wie stellt sich der Verblichene noch mal dar oder was tun die Verwandten für ihn, welche Texte, welche Musik? Bei wem erfreut uns die Verwandtschaft mit Selbstgestricktem aus den Bereichen Lyrik oder Wandergitarre? Und manchmal sagt man man: ‘Ach, guck mal, der Kollege da, Donnerwetter, hätt’ ich gar nicht gedacht, dass der noch lebt, liest jetzt den Paulus-Brief vor!’ Was ich’n bisschen so feststelle, ist, dass viele Kollegen, die dann da lesen, sowas gerade bei Promi-Beerdigungen nicht unbedingt als Trauerfeier empfinden, sondern als so’ne Art Casting am Sarg; aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ich finde, es gibt zwei Veranstalter, die bei Trauerfeiern ganz, ganz, ganz weit vorne sind. Das eine ist der Vatikan: Wenn Sie an die Beerdigung von Johannes Paul II. denken, mit dem Zedernsarg vor dem Vatikan, Gesamtleitung Professor Ratzinger, da kann nichts schiefgehen. Und das andere sind unsere Freunde in England, sei es das Haus Windsor, Sir Elton John am Sarg von Lady Di, da hat man auch gewusst, das ist jetzt für die Staatsräson nicht unwichtig, dass Sir Elton da singt. Und natürlich, wenn es um Staatsbegräbnisse geht, die letzte Top-Beerdigung war für mich Margaret Thatcher: Fantastische Bilder, wie die Queen so über den mit der Fahne bedeckten Sarg guckt. Und dann haben die Engländer immer etwas, worum ich sie beneide: Die können natürlich auf ihren Haus- und Hofkomponisten zurückgreifen: Henry Purcell.»
Der Schauspieler, Kabarettist und frühere Late-Night-Talker Harald Schmidt in der am 1. Oktober ausgestrahlten Ausgabe der Sendereihe „Klassik-Pop-et cetera“, die jeweils samstags von 10.05 bis 11.00 Uhr im Deutschlandfunk zu hören ist
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